Förderung der Industriekulturstätten im Erzgebirge (InErz) - Kulturdenkmal Schachtofen Muldenhütten - Sicherung und Instandsetzung - Dekontamination und Instandsetzung 4. BA
Kurzbeschreibung
Das Schachtofengebäude gehört zum Welterbe-Bestandteil "Bergbaulandschaft Freiberg". Die Bergbaulandschaft Freiberg ist das älteste und wichtigste Abbaugebiet für Silber im Erzgebirge. Von 1168 bis 1968 wurde in diesem Gebiet kontinuierlich Silber abgebaut. Es ist ein Objekt des Hauptelementes "Himmelfahrt Fundgrube mit Hüttenkomplex Muldenhütten". Nordöstlich der Freiberger Altstadt wurden über 800 Jahre Erze abgebaut. Die zahlreichen kleinen Bergwerke des Mittelalters wurden im Laufe der Jahrhunderte zum größten und modernsten Verbundbergwerk Europas vereint. Zahlreiche gut erhaltene bergmännische Anlagen und die Haldenzüge dieser Bergbaulandschaft zeugen von dieser Entwicklung.
In Vorbereitung der notwendigen bautechnischen Sanierung der Gebäude in Muldenhütten wurden Untersuchungen der Bausubstanz und der in den Gebäuden lagernden Stäube und sonstiger Stoffe hinsichtlich potentieller Gefährdungen bei Weiternutzungen, hinsichtlich des Arbeitsschutzes bei den Gebäudesanierungen sowie hinsichtlich einer Entsorgung der bei der Sanierung anfallenden Stoffe erforderlich. Entsprechend der ehemaligen Nutzung wurden in nahezu allen aus der mineralischen Bausubstanz untersuchten Proben, in den Stäuben und im Boden des Schlackenhofes massive Kontaminationen insbesondere an Blei und Arsen vorgefunden. Hierbei zeichneten sich die im Schachtofengebäude auf den Fußböden und Anlagen lagernden Stäube durch die höchsten Kontaminationen aus. Desgleichen wiesen auch die schwarz gefärbten und verkrusteten Putzbereiche an den Wänden sowie auch die Fugenmörtel der älteren Bausubstanz massive Kontaminationen auf.
Die einzelnen Bauteile, Stahlkonstruktion, Dachflächen, Außenwände, Öffnungen und Einbauten, waren in durchgängig beschädigtem oder sogar stark beschädigtem Zustand. Eine Gefährdung der Standsicherheit war nicht auszuschließen. Die nicht gegebene Funktionsfähigkeit von Dachabdichtung und -entwässerung ließen keinen weiteren Aufschub von Reparaturarbeiten mehr zu. Der hohe Grad der Vorschädigung würde mit jeder weiteren zeitlichen Verzögerung zu exponentiell steigenden Reparaturkosten führen. Die Undichtigkeiten der Dacheindeckung führten bereits zu Korrosion am Stahltragwerk, aber auch zu einer massiven Durchfeuchtung der Dachplatte aus Stahlbeton-Hohldielen. Die beschriebenen Probleme gelten in Analogie auch für die Holzkonstruktion der noch erhaltenen Dächer des Vorgängerbaus. Die nicht durchgängig funktionsfähige Dachentwässerung, bestehend aus Dachrinnen und Fallrohren, hat außerdem dazu geführt, dass Dachwasser in großer Menge frei über die Fassaden abfließt. Folgen sind stark ausgewaschene Mauerwerksfugen, aber auch regelrecht erodiertes Ziegelmauerwerk. Die starke Beanspruchung durch Feuchtigkeit hat zudem dazu geführt, dass nahezu alle Fenster- und Türöffnungen Korrosionsschäden aufweisen, die so schwerwiegend sind, dass eine wirtschaftliche Reparatur unmöglich ist. Für die denkmalgerechte Instandsetzung solcher stark geschädigten Fenster- oder Türanlagen war daher die Erneuerung gemäß vorhandenem Vorbild die Folge.
Die durchgeführten Maßnahmen fokussieren im Wesentlichen auf die Dekontamination, Sicherung und Substanzerhaltung des Gebäudes, aber auch auf eine zukünftige Nachnutzung. Grundlage für die Auswahl der Maßnahmen bildet ein bereits vorliegendes Gebäudesicherungskonzept, in welchem die dringlichsten Maßnahmen dargestellt waren. In den vorangegangenen Bauabschnitten wurden bereits gleichartige Maßnahmen realisiert. Mit dem nun fertiggestellten 4. Bauabschnitt konnte insbesondere die Schadstoffbelastung innerhalb des Gebäudes stark reduziert sowie die Fassade des Turmgebäudes instandgesetzt werden.
Das Schachtofengebäude wurde im Einzelnen durch folgende Maßnahmen gesichert:
Korrosionsschutz Stahlkonstruktion - Entrostung / Spezialgrundierung / Beschichtung
Dekontamination Innenbereich und Entsorgung
statische Ertüchtigung Stahlkonstruktion
Putz- und Malerarbeiten
Instandsetzung Mauerwerk
Stahlbauarbeiten Türen / Tore
Oktober 2022 - September 2023
Gesamtbaukosten (geschätzt): 283.000 €
unterstützt durch Förderung mit Mitteln des Bundes und des Freistaates Sachsen (Denkmalschutz-Sonderprogramm des Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien (BKM) und Programm „Förderung der Industriekulturstätten im Erzgebirge" (InErz))
Ansprechpartner

Markus Lehmann
Immobilienmanagement